DER SICHERHEITSDIENST

DSD 4 | 2023 AUSGABE ZUM DSD 4 | 2023 INFO WIRTSCHAFTSSCHUTZ EINE PUBLIKATION DES ARBEITSKREISES WIRTSCHAFTSSCHUTZ DES BDSW Wie in Zeiten des Kalten Krieges Von Holger Köster Geschäftsführer der HERSAUnternehmensgruppe und Vorsitzender des BDSW-­ Arbeitskreises Wirtschaftsschutz Holger Köster David John Moore Cornwell, besser bekannt unter dem Autorennamen John le Carré, brachte es auf den Punkt: „Solange Staatsmänner lügen, Staaten konkurrieren, gegenseitiges Misstrauen herrscht, wird es Spionage geben“, sagte der Mann, der selbst Nachrichtendienstler war. Wie immer man es sieht: Spioniert wird überall in der Welt. Staatslenker aller Länder wollen wissen, was hinter den Kulissen passiert, um ihr Gegenüber und selbst Verbündete besser einschätzen zu können. Aber auch die Wirtschaftsspionage und die Einflussnahme auf andere Staaten, verniedlichend auch „operative Außenpolitik“ genannt, gehört zum Instrumentarium der ausländischen Geheimdienste. Wenn wir heute die besorgniserregende Zunahme der russischen Spionagetätigkeit auf deutschem Boden zum Thema machen, dann beleuchten wir eine Gefahr, die unser Land in seiner Gesamtheit bedroht. Nicht einzelne Branchen oder spezielle Hightechunternehmen stehen im Fadenkreuz, sondern die Gesellschaft an sich. Seit die russischen Panzer in die Ukraine rollten, nahm das vorher schon hohe Maß an Ausspähung nochmals zu. Spionageexperten sprechen von einer regelrechten Offensive der russischen Dienste, deren Vorgehen weitaus aggressiver geworden ist. Aktuell hat das Ausmaß der russischen Spionage in Deutschland längst wieder das Niveau wie in der heißesten Phasen des Kalten Krieges erreicht. Der einstige KGB-Oberstleutnant und Ex-FSB-Chef Putin, nach wie vor von geheimdienstlichen Denkweisen geprägt, sieht sich mit der NATO im Krieg. Nach dieser Logik ist Deutschland als Waffenlieferant und Ausbildungspartner Kriegspartei – und wird dementsprechend ins Visier genommen. In dieser Situation hat die Russische Föderation ihre Strategie entscheidend geändert. Waren bisher Schein-Diplomaten die Hauptstützen der Ausspähung, setzt Moskau vermehrt auf „Illegale“. Das sind Personen, die außerhalb der diplomatischen Abdeckung unter Tarnidentität, quasi als nette Leute von nebenan, agieren. Die russische Spionagetätigkeit ist eine reale Gefahr, die auf alle Bereiche der Gesellschaft zielt. Ihr zu begegnen, sollte eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein. In diesem Sinne bleiben Sie auf der sicheren Seite und tragen Sie bitte zur Sicherheit unseres Landes bei! Ihr Holger Köster Das prunkvolle Eingangsportal der russischen Botschaft in Berlin. Dahinter verbirgt sich eine der wohl größten Spionagezentralen Europas. Bild: Michael Leps/pixelio.de

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