DER SICHERHEITSDIENST

AUS- UND WEITERBILDUNG 49 DSD 4 | 2023 Ullrich und Dr. Theresa Bernhard. An welchen scheinbar banalen Ursachen bisweilen die normale Entwicklung eines jungen Menschen zu scheitern droht, verdeutlichten die Referentinnen an einem einfachen Beispiel. Im Rahmen ihrer Betreuungstätigkeit für Jugendliche durch die Ausbildungs- und Betreuungsgesellschaft inab hatten sie Kontakt zu einem Jungen, der als Analphabet abgestempelt worden war. Nach einer Beratung stellte sich heraus, dass dieser eine Brille trug, die seit Jahren seinem Sehvermögen nicht angepasst worden war und er faktisch nicht sehen konnte. Insgesamt, so resümierte Frau Dr. Bernhard, würden die gesundheitlichen Probleme zunehmen. Auffallend seien Depressionen, Essstörungen und mangelndes Selbstwertgefühl, die sich als Ausbildungshemmnisse erweisen. Ein Problem, das in der Vorbereitung und Begleitung von jungen Menschen in Ausbildung immer wieder auftaucht, betrifft Abhängigkeiten, womit nicht nur Alkohol und Drogen gemeint sind. Es sei auch eine große Herausforderung, so die Expertin Dr. Bernhard, „Jugendlichen, die das Handy nicht mehr aus der Hand legen, einen vernünftigen Umgang beizubringen“. Auch die Bewältigung von Prüfungsängsten zählt zum Aufgabenbereich der inab-Fachfrauen, die auch den Anforderungen Rechnung tragen, wie sie in multikulturellen Teams entstehen können. Die von den beiden Referentinnen angerissenen Themenkomplexe wurden von Sandra Sommer und Angelika Böttcher, die ebenfalls ihren Vortrag gemeinsam gestalteten, zum Teil noch vertieft. Sandra Sommer, die sich der psychologischen Beratung von Ausbildern und Auszubildenden verschrieben hat, gab einen Einblick in die medizinisch konstatierten Probleme von Jugendlichen, die oftmals darin enden, dass Ausbilder und Auszubildende keine gemeinsame Sprache mehr finden. Unter dem Arbeitstitel„Hilfe, ich verstehe meinen Azubi nicht“ startete sie ein Projekt, das zum besseren Verständnis bei den Ausbildern für die Probleme der ihnen anvertrauten jungen Menschen beitragen soll. Gleichzeitig stellte sie die Frage, ob es nicht das Recht und die Aufgabe jeder neuen Generation sei, Dinge infrage zu stellen. Denn, wenn Althergebrachtes nicht infrage gestellt würde, könne es auch keine Weiterentwicklung geben. So stieg zum Beispiel die Zahl der Jugendlichen, die im Jahr 2021 aufgrund einer emotionalen Essstörung hospitalisiert wurden, gegenüber dem Vorjahr um 42 Prozent. Die Zahl der Jugendlichen, die Katharina Günther-Wünsch Dirk Faßbender Angelika Böttcher (links) und Sandra Sommer

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