DER SICHERHEITSDIENST

AUS- UND WEITERBILDUNG 48 DSD 4 | 2023 Azubis finden, aber vor allem binden Kooperation von Betrieb und Unternehmen im Mittelpunkt der Ausbildungstagung Von Peter Niggl Rund jeder zweite Azubi in der Sicherheitswirtschaft wirft das Handtuch. Mit dieser ernüchternden Feststellung fokussierte BDSW-Vizepräsident Rainer Ehrhardt zum Auftakt der diesjährigen Ausbildungstagung des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW) den Blick auf eine der gravierendsten Herausforderungen, die der Branche im Rahmen der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung der jüngsten Zeit erwachsen ist. Für die Veranstaltung – die in Kooperation mit der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) stattfand – war deshalb nicht ohne Grund das „Finden und Binden von Azubis“ zum Motto gewählt worden. Ehrhardt betonte, dass die Situation eingetreten sei, in der Unternehmen um Auszubildende zu gewinnen, gegeneinander konkurrieren. Offiziellen Angaben zufolge waren Mitte des Jahres noch rund eine Viertelmillion Ausbildungsplätze unbesetzt. Rund 147.000 Bewerber stehen dieser Zahl gegenüber. Rainer Ehrhardt warf einen Blick zurück auf die Ausbildungstagung von 2015. Was damals – noch sarkastisch verbrämt – vorausgesehen wurde, ist inzwischen eingetreten. Nicht die jungen Menschen müssen um die Lehrplätze konkurrieren, die Unternehmen sind es inzwischen, die sich beim Finden geeigneter Nachwuchskräfte ins Zeug legen. Um den gestiegenen Anforderungen des Gewerbes zu entsprechen, sei zudem eine Qualifizierung der Ausbilder sicherzustellen. Ehrhardt konnte vor den über 70 Teilnehmern ein kontinuierlich wachsendes Interesse an dem Thema konstatieren. Für ein„Bündnis für Ausbildung“ warb die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) in ihren Grußworten, wobei sie auf die Anforderungen für die Unternehmen verwies. Mit konkreten Überlegungen zum Tagungsthema ergriff Dr. Arend Oetker, Mitglied des Präsidiums der BDA, das Wort. Dr. Oetker, der nach der Senatorin ans Mikrofon trat, betonte an die Unternehmen gerichtet, man solle nicht alle Aufgaben auf den Staat abwälzen, sondern Eigenverantwortung übernehmen. Er schlug Schnupperkurse vor: „Machen sie Angebote an die Schulen in ihrer Nähe!“ Die jungen Menschen müssten verstehen, dass ein Leben ohne Arbeit keinen Sinn macht, so der 84-jährige Nestor der Arbeitgeberverbände. Den Unternehmenslenkern schrieb er ins Stammbuch, sich die Zeit zunehmen, die Auszubildenden auch mal selbst zu unterrichten, räumte aber ein, dass es kleine Unternehmen auf diesem Gebiet schwer haben. Es werde immer schwieriger, gute Auszubildende zu bekommen, beklagte Dirk Faßbender, der den Geschäftsbereich Schulungsbetrieb der Kötter Akademie leitet. Ein Abiturient, der gewillt ist, eine Ausbildung in einem Sicherheitsunternehmen zu machen, sei kaum noch zu finden. Man müsse, damit griff er einen Kernsatz von Dr. Oetker auf, die „Lust auf Lernen“ wecken. Dazu seien vielfältige Anreize geschaffen worden. So würden an verschiedenen Standorten den Azubis beim Erreichen einer gewissen Punktzahl als Prämie zum Beispiel die Kosten für den Führerschein übernommen. Dass diese Maßnahmen auch über den Unternehmensrahmen hinaus Anerkennung finden, spiegelt sich in der Verleihung des diesjährigen BDSW-Ausbildungspreises an die Kötter Security in Essen. Die andere Seite der Medaille, die Befindlichkeiten der Generation Z, beleuchteten Karen RutheFreier Journalist. Er beschäftigt sich seit Jahren mit Fragen der privaten Sicherheit. Peter Niggl Frank Schimmel

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