DER SICHERHEITSDIENST

WIRTSCHAFT UND POLITIK 34 DSD 4 | 2023 von der sinkenden Arbeitsmoral, Imageverlusten und minimierten Serviceleistungen. Alles in allem haben Unternehmen mit einer hohen Fluktuation und einem starken Mangel an Fachkräften erheblich höhere Kosten zu bewältigen.“ Vakante Stellen in der Sicherheitswirtschaft Auch vom Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) wurde bereits vor einem Jahr konstatiert, dass der Branche rund 11.500 Beschäftigte fehlen. „Der Beschäftigten- und Fachkräftemangel sei eine der größten Herausforderungen, der sich die Branche stellen müsse“, ließ der Hauptgeschäftsführer des Verbandes in diesem Zusammenhang verlauten. Besonders die digitale Sicherheit sucht händeringend nach qualifiziertem Personal. Auch das Bundeskriminalamt sucht im Bereich IT und Technik regelmäßig qualifizierten Nachwuchs. Die schon vor Jahren veröffentlichte „Global Information Security Workforce Study“ des International Science Council, die sich auf fast 14.000 Befragte weltweit gestützt hat, sowie weitere Beobachtungen erlaubten 2015 erstmals eine Schätzung des globalen Defizits an SecurityFachkräften, das in den nächsten fünf Jahren 1,5 Millionen erreicht haben wird, resümierte das beauftragte Marktforschungsinstitut Frost & Sullivan. Damit wird deutlich, dass die gegenwärtigen Engpässe im Sicherheitsbereich schon vor Jahren absehbar waren. Man befindet sich in der Anstrengung um die Lösung (oder Linderung) des Problems also schon seit geraumer Zeit im internationalen Konkurrenzkampf. In dieser Arena schlagen mehrere Aspekte zu Buche. Angebote auch für das Wohnen Schon 2019 verwies die„Deutsche Welle“ auf den Zusammenhang dieser Aspekte: „Zwei aktuelle Probleme, nämlich den Fachkräftemangel und die Wohnungsnot, gehen jetzt einige Firmen, darunter die Deutsche Bahn, gleichzeitig an: Sie wollen Werkssiedlungen bauen. So ganz neu ist die Idee aber nicht.“ Wenn man in der Geschichte großer Unternehmen ein Jahrhundert zurückblättert, stößt man auf Beispiele, wie auch mit Wohnungen die Arbeitskräfte dauerhaft an das Werk gebunden wurden. In Essen ist es die Gartensiedlung Margarethenhöhe, einst von Krupp-Gattin Margarethe ins Leben gerufen; in Berlin zeugen die Ortsteilnamen wie Siemensstadt oder Borsigwalde von solchen Initiativen. Die Ideen für solche Siedlungen wurden nicht aus reiner Philanthropie geboren, es ging auch darum, die Beschäftigten – und damit ihr Wissen und ihre Fähigkeiten – an das Unternehmen zu binden. Das ist, auch wenn es nicht immer explizit hervorgehoben wird, ein Teil der Unternehmenssicherheit. Anknüpfend an die Grundidee des einstigen Werkwohnungsbaus, will nun die neu gegründete Initiative Job & Wohnen an einer Vielzahl geeigneter Standorte in Deutschland schnellstmöglich bezahlbaren Wohnraum für Mitarbeiter von Mitgliedsunternehmen und andere dringend benötigte Fachkräfte schaffen und bewirtschaften, einschließlich Kindertagesstätten zur Ganztagesbetreuung von deren Nachwuchs. Die Wohnungsbau Genossenschaft Job & Wohnen Berlin eG konnte auf dem Weg der Direktvergabe durch das Berliner Abgeordnetenhaus ein attraktives Grundstück in unmittelbarer Havelnähe im Bezirk Spandau für sich gewinnen. Hinter dem Projekt steht der Deutsche Verband Job & Wohnen e. V. (DVJW), in dem sich Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften sowie Sozial- und Wohlfahrtsverbände zusammengeschlossen haben. „Wir haben erkannt, dass der Staat bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum überfordert ist, und teilen die Auffassung, dass im Bereich der Daseinsvorsorge ein gemeinwohlorientierter Ansatz greifen muss“, sagt Dr. Peter Diedrich, der Initiator von Job & Wohnen sowie Vorsitzender der Bundeskommission Recht beim Bundesverband mittelständische Wirtschaft – Unternehmerverband Deutschlands (BVMW). „Auszubildende finden bei uns die passende WG und wer neu ist in Ludwigshafen eine möblierte Wohnung auf Zeit“ – mit diesem Angebot wirbt die BASF Wohnen+ Bauen um Mitarbeiter für den Chemie-Riesen. Oder: „Volkswagen baut Hunderte Wohnungen rund um seinen Stammsitz in Wolfsburg, um für Mitarbeiter attraktiv zu sein. Dafür steht ein Millionenbudget bereit“, wie der Spiegel 2019 schrieb. Diese positiven Beispiele betreffen lediglich Nischen bei der Suche nach Fachkräften. Deutschland bietet kein Rundum-sorglos-Paket für Expatriates. Die Tageszeitung „Welt“ im Juli mit einem ernüchternden Fazit: „Der Standort Deutschland ist darauf angewiesen, dass Fachkräfte aus dem Ausland hierherkommen. Neue Daten zeigen, wie schlecht das Land aufgestellt ist. Bis zu drei Jahre dauert es zwischen Entschluss und Jobbeginn. Die meisten, die anfangs gern kommen wollten, haben dann keine Lust mehr.“

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