DER SICHERHEITSDIENST

WIRTSCHAFT UND POLITIK 33 DSD 4 | 2023 Ausländer zeitlich begrenzt und Deutschland kein Einwanderungsland sei. Die als Green Card bekannt gewordene Maßnahme der Regierung von Gerhard Schröder (SPD) zur Arbeitsmigration erleichterte den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte aus Staaten außerhalb der Europäischen Union. Hürden beim Zuzug von Ehe- beziehungsweise Lebenspartnern sowie die drohende Ausweisung bei einem Arbeitsplatzverlust schmälerten allerdings den Erfolg dieser Aktion. Neue Ansätze? Diese nicht von allzu großer Weitsicht geprägten politischen Vorstellungen und Maßnahmen zwingen geradezu, den Blick auf den Gesamtzustand der Lebensqualität in der Republik zu fokussieren. Darin offenbart sich dann auch die ganze Komplexität des Themas Unternehmenssicherheit. Fachkräfte, denen nicht dauerhaft akzeptable Lebensgrundlagen garantiert werden können, bleiben (auch ohne böse Absichten) ein Sicherheitsrisiko. „Für die Demotivation eines Mitarbeiters gibt es zahlreiche Gründe: Über- oder Unterforderung, Mobbing, negatives Betriebsklima, um nur einige zu nennen“, wie in einer Studie zu „Innentäter in Unternehmen“ des Bundeskriminalamtes aufgelistet wird. Dass auch externe Faktoren eine sogenannte „innere Kündigung“ bewirken können, ist bislang weitgehend ausgeblendet worden. Dabei hat das Beratungsunternehmen Gallup berechnet, „dass die innere Kündigung aufgrund schlechter Führung die deutsche Wirtschaft insgesamt bis zu 105 Mrd. Euro kostet. Und zwar jährlich“, so die Zeitschrift„Capital“. Gesetzt den Fall, die Regierungsmitglieder Baerbock und Heil haben bei ihrer Werbetour in Lateinamerika Erfolg: Eine Fachkraft aus dem Gesundheitsbereich würde den großen Sprung ins kalte Wasser wagen und zöge samt Familie nach Deutschland. Das erste Problem, das für Ernüchterung sorgen dürfte, ist die Suche nach einem geeigneten Wohnraum. Aber auch das gesamte mentale Umfeld ist für viele Zuwanderer eine Zumutung. „Viele Expatriates, die schon hier sind, wollen offenbar lieber wieder weg, zeigt eine Umfrage“, wie das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ im Juli zu berichten wusste. Der Lack vom gelobten Land ist längst abgeblättert. Das Magazin weiter: „2022 hatte Deutschland in den Kategorien Wohnen, digitale Infrastruktur, Sprache und Verwaltung von 52 untersuchten Ländern am schlechtesten abgeschnitten. 2023 hat sich daran nichts geändert.“ Ein wichtiger Prüfstein für zugewanderte – oder aus strukturschwachen Regionen rekrutierte – Arbeitskräfte wird über kurz oder lang die Frage sein, inwieweit sie in der Nähe ihrer neuen Arbeitsstelle einen akzeptablen und bezahlbaren Wohnraum finden. Abschreckendes Beispiel USA Eine jüngst veröffentlichte Studie aus den USA könnte der Erkenntnis nachhelfen, auf diesem Gebiet nicht weiter die Augen zu verschließen. In der Erhebung wird festgestellt, dass in den Vereinigten Staaten 53 Prozent der Bewohner von Obdachlosenunterkünften erwerbstätig sind. Selbst Vollzeitbeschäftigte, die zwischen 40.000 und 50.000 US-Dollar pro Jahr verdienen, hätten mit der Unbezahlbarkeit von Wohnraum zu kämpfen. Selbst diese Personen müssten in Obdachlosenunterkünften leben, obwohl ihr Einkommen an der Spitze der Tabelle lag, für die Miete aber trotzdem nicht ausreichte. „Vakante Stellen sind ein starker Kostenfresser für Unternehmen“, resümiert man bei ISGUS, dem Spezialunternehmen für Zeiterfassung und Zutrittskontrolle im baden-württembergischen Villingen-Schwenningen. Die Nachteile einer fehlenden Mitarbeiterbindung werden dort in knappen Worten zusammengefasst: „Die fehlenden Leistungen müssen entweder teuer eingekauft werden oder aber die Produktivität leidet. Parallel werden Gelder für das Recruiting, Onboarding und Schulungen benötigt. Ganz zu schweigen Bild: # 1394879058 / istockphoto.com

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