DER SICHERHEITSDIENST

WIRTSCHAFT UND POLITIK 31 DSD 4 | 2023 Sicherheit und Service – Personaler unter Druck Im Ringen um Fachkräfte sind Ideen gefragt – und ein Abbau unsinniger Vorurteile Von Peter Niggl Es sind schwierige Zeiten für die HR-Abteilungen, denn die Human Resources sind knapp geworden. Ein Schlagwort ist in aller Munde: Fachkräftemangel. In Deutschland werde es „vielleicht für mehr als ein Jahrzehnt“ kein Problem mit Arbeitslosigkeit geben, meinte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am 1. Mai auf der Kundgebung des DGB in Köln. Stattdessen müsse dafür gesorgt werden, dass Betriebe genügend Arbeitskräfte finden. Bereits jetzt sei die Rede vom Arbeitermangel als großes Problem der Zukunft. Wirksame Rezepte blieb der Regierungschef schuldig und beließ es bei Appellen an die Unternehmer. Um das „Woher“ dieser Fachkräfte aber ist inzwischen ein heftiger Streit in der Politik, aber auch der Gesellschaft entbrannt. „Um den steigenden Arbeitskräftebedarf decken zu können, benötigt Deutschland Arbeitskräftezuzüge aus Drittstaaten“, heißt es auf der Website des Datenportals statista.com. Nach den Berechnungen von Statista „bräuchte der deutsche Arbeitsmarkt im Zeitraum von 2018 bis 2035 pro Jahr 98.000 zugezogene Arbeitskräfte. In den folgenden Jahrzehnten erhöht sich der Bedarf auf bis zu 197.000 Personen pro Jahr. Für den gesamten Zeitraum von 2018 bis 2060 ergibt sich demnach ein durchschnittlicher jährlicher Bedarf von 146.000 Arbeitskräften.“ „… kein besonderer Handlungsbedarf“ Mit beiden Beinen auf der Bremse scheint man bei diesem Thema in der CDU-nahen KonradAdenauer-Stiftung zu stehen. In einem Artikel unter der Überschrift „Qualität statt Quantität“, der im Juni dieses Jahres veröffentlicht wurde, wird die Ansicht vertreten: „Wer Fachkräftemangel durch Zuwanderung beheben will, verlangsamt den Strukturwandel und damit das Wachstumstempo. Denn der Fachkräftemangel ist ein mikroökonomisches, kein makroökonomisches Problem. Er trifft einzelne Betriebe, jedoch nicht die Wirtschaft insgesamt. Somit besteht für die Wirtschaftspolitik kein besonderer Handlungsbedarf.“ Wenn der Engpass an Personal, so definierte es die „WirtschaftsWoche“ im April, „über einen längeren Zeitraum in vergleichbarer Art und Weise anhält, kann von einem Fachkräftemangel gesprochen werden. Es handelt sich also nicht um eine Momentaufnahme, sondern eine Langzeitbetrachtung. Wie lang die Zeitspanne sein muss, die betrachtet wird, ist jedoch Auslegungssache. Ein Fachkräftemangel kann in einzelnen Berufen, ganzen Branchen oder größeren Teilen des Arbeitsmarktes vorliegen. In Deutschland sind derzeit zahlreiche Berufe und Branchen betroffen. In 352 von 801 Berufsgruppen gibt es laut Bundeswirtschaftsministerium aktuell einen Fachkräftemangel. Das entspricht 44 Prozent aller Berufsgruppen.“ Daraus ist unschwer zu schließen, dass es beim derzeitigen Fachkräftemangel um eine signifikante Größenordnung der Volkswirtschaft geht. Mit erheblichen finanzökonomischen Folgen. Berechnungen der Jobplattform Stepstone ergaben, dass der Fachkräftemangel deutsche Unternehmen bis zum Jahr 2035 mehr als 320 Mrd. Euro kosten werde. 1,5 Millionen Zuwanderer pro Jahr Wenn mit dem Begriff Fachkräftemangel unisono Defizite in Industrie, Handwerk oder Dienstleistung beklagt und erklärt werden, so bietet sich bei genauerem Hinsehen doch ein differenzierteres Bild. Wird von der Fachkraft in der Sicherheitsdienstleistung mitunter lediglich eine Unterweisung nach § 34a der Gewerbeordnung verlangt, kann es bei der Fachkraft im IT-Bereich durchaus um ein abgeschlossenes Hochschulstudium gehen. Beide sind jedoch einer Aufgabe verpflichtet: Sicherheit auf dem höchstmöglichen Level zu garantieren. In den Bereichen Sozialarbeit, Kinderbetreuung, Kranken- und Altenpflege fehlen laut Statista (bezogen auf das Jahr 2022) rund 75.000 Fachbefasst sich seit Jahren mit Fragen der privaten Sicherheit. Die Erstveröffentlichung des Beitrags erfolgte in der Ausgabe 04/2023 der Zeitschrift SECURITY INSIGHT. https://prosecurity.de/ security-insight Wir bedanken uns für die Abdruckgenehmigung. Peter Niggl

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