DER SICHERHEITSDIENST

GELD UND WERT 21 DSD 4 | 2023 tet dies, dass das Bargeld womöglich dazu beitragen kann, einer Überschuldung von Verbraucherinnen und Verbrauchern entgegenzuwirken. Zudem schützt Bargeld die Privatsphäre und bietet Verbraucherinnen und Verbrauchern die Möglichkeit, ihre Daten beim Bezahlen nicht mit dritten Parteien teilen zu müssen. Oft wird beklagt, dass etwa die Nutzer von Internet-Bezahlanbietern mit ihren Daten bezahlen müssen und auf diese Weise umfangreiche Aufzeichnungen über individuelle Transaktionen gesammelt werden. In einem lesenswerten FAZ-Beitrag sprach der Medienwissenschaftler Sebastian Gießmann kürzlich in diesem Zusammenhang von einem neuen „Datengeld“ und einer „Repersonalisierung des Geldes“. Digital ausgeführte Zahlungen würden heute „als Ausweis der eigenen Zahlungsfähigkeit und Kreditwürdigkeit“ gelten.6 Wer dies kritisch sieht und es vorzieht, Herr seiner eigenen Daten zu bleiben, dem steht mit dem Bargeld eine bequeme und anonyme Bezahlmethode zur Verfügung. 6 Vgl. Sebastian Gießmann, Das neue Geld der Öffentlichkeit, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20.09.2023, S. 32. Wie verhindern wir eine Welt (fast) ohne Bargeld? Es bleibt also festzuhalten: Eine Welt ohne Bargeld wäre weniger krisenfest, sie schlösse möglicherweise vulnerable Gruppen vom Wirtschaftsgeschehen aus, sie würde Verbraucherinnen und Verbraucher womöglich zu einem zu großzügigen Ausgabeverhalten verleiten und sie würde Konsumenten in ihrer Datensouveränität beschränken. All das sind keine schönen Aussichten, wie ich finde! Was muss also getan werden, damit eine Welt (fast) ohne Bargeld nicht zur Realität wird? Natürlich werden die Zentralbanken im Eurosystem niemandem vorschreiben, wie er oder sie zu bezahlen hat. Diese Neutralität bedeutet aber nicht, dass wir als Notenbanken passiv bleiben müssen und uns nicht für einen einfachen Zugang zu Bargeld und dessen breiter Nutzung starkmachen sollten. Daher gilt es, dem Strukturwandel im Zahlungsverhalten zu begegnen und gemeinsam mit allen Stakeholdern, sowohl das Bargeld als auch den Bargeldkreislauf fit für die Zukunft zu machen. Das Eurosystem und die EZB leisten hierzu einen wichtigen Beitrag und bekennen sich klar weiter zum Bargeld. Im vergangenen Sommer wurde außerdem ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer geplanten dritten Serie von Eurobanknoten vollzogen, indem eine Online-Befragung unter allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern im Euroraum zur Themenwahl für die neuen Banknoten durchgeführt wurde. Ziel der geplanten Eurobanknotenserie ist es, dass sich die Menschen noch besser mit Bargeld identifizieren können und die Banknoten zudem die allerneusten Sicherheitsstandards erfüllen. Zusätzlich soll auch der ökologische Fußabdruck der Eurobanknoten über ihren gesamten Lebenszyklus verringert werden. Von zentraler Bedeutung ist ferner eine Stärkung des Zugangs zu und der Akzeptanz von Bargeld. Als wichtigen Schritt in diese Richtung begrüße ich ausdrücklich das von der EU-Kommission diesen Sommer vorgeschlagene „Single Currency Package“, welches nicht nur die rechtliche Ausgestaltung eines digitalen Euro regeln soll, sondern gleichzeitig auch auf eine Stärkung des Bargeldes abzielt. Der Verordnungsvorschlag sieht eine grundsätzliche Akzeptanz von Bargeld an der Ladenkasse vor. Damit wird der Handel klar in die Verantwortung genommen. Den Mitgliedstaaten käme außerdem die Pflicht zu, die Annahme von Bargeld zu überwachen und einen ausreichenden Zugang zum Bargeld sicherzustellen. Die Bundesbank geht hier mit gutem Beispiel voran und hat in den letzten Jahren stark in die Ausstattung mit modernsten Geldbearbeitungsmaschinen oder in den Bau der größten und modernsten Filiale in Dortmund investiert. Der Bargeldkreislauf in Deutschland ist allerdings durch eine Vielzahl weiterer beteiligter Akteure (Banken, Werttransportunternehmen, Geldautomatenbetreiber) gekennzeichnet. Den Austausch und die Zusammenarbeit mit diesen Akteuren möchten wir zukünftig noch stärker forcieren. Zu diesem Zweck wird die Bundesbank kommendes Jahr ein nationales Bargeldforum ins Leben rufen. Ziel dieses Forums ist es,

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