DER SICHERHEITSDIENST

GELD UND WERT 18 DSD 4 | 2023 Faszination Bargeld: der „Cash Stuffing“-Trend Von Dr. Markus Lehnert Der Zugang zu und damit auch der Umgang mit Bargeld wird für viele, vor allem jüngere Menschen immer mehr zur Herausforderung. Der Rückgang von Bargeldbezugspunkten, aber auch von Akzeptanzstellen, nimmt immer weiter zu. In Zeiten, in denen kontaktloses Bezahlen mit Karte und/oder Handy zunehmend im Trend liegt, erfreut sich Bargeld jedoch einer„neuen Beliebtheit“, vor allem bei jüngeren Menschen. Dazu trägt auch der in den sozialen Medien insbesondere bei jungen Menschen beliebte Trend „Cash Stuffing“ in jüngster Vergangenheit bei. Im Internet finden sich unter diesem Suchbegriff zahlreiche Erklärungen und Erläuterungen. Kurz zusammengefasst: Cash Stuffing meint so viel wie „Bargeld stopfen“ bzw. die bei älteren Menschen beliebte „Umschlagmethode“. Die Ausgaben des Folgemonats werden ex ante eingeplant und budgetiert. Dazu heben Cash Stuffer die geplante Summe in bar von ihrem Konto ab und legen anschließend ihr eigenes Budget für verschiedene Ausgabenbereiche fest. Damit wird das eigene monatliche Budget sinnvoll strukturiert und man hat eine Übersicht über die eigenen Ausgaben. Cash Stuffing ist dabei nicht nur eine hervorragende Methode, um sich seinen (Konsum-) Ausgaben bewusst zu werden und damit letztendlich auch Geld zu sparen. Vielmehr fördert Cash Stuffing einen bewussteren Umgang mit Geld und hilft, selbst gesetzte finanzielle Vorgaben/Ziele auch einzuhalten bzw. zu erreichen. Warum wir uns als Bargeldakteure damit beschäftigen (sollten)? Weil insbesondere Jugendliche und Heranwachsende durch dieses Phänomen einen Zugang zu Bargeld bekommen und damit dieses Zahlungsmittel auch im eigenen Mix der Zahlungsinstrumente berücksichtigen. Junge Menschen, die bis dahin nahezu ausnahmslos kontaktlos mit Handy oder Karte bezahlt haben, entdecken das Bargeld für sich und legen oftmals medial propagierte Vorurteile ab. Die selbst initiierte Nutzung von Bargeld bei gleichzeitiger viraler Verbreitung durch „Cash Stuffing Influencer“ ist eine willkommene Maßnahme zur Verhinderung bzw. Reduktion von gesetzlichen Initiativen oder privatwirtschaftliche Maßnahmen zur Reduzierung der Verfügbarkeit und/oder der Nutzung von Bargeld. Der Einsatz von Bargeld für das Cash Stuffing ist eine gut geeignete mediale Maßnahme, die zu unserem Ziel, Bargeld zu erhalten und es verfügbar zu machen, perfekt „matcht“. Da die Akteure und Unternehmen im Sinne„pro Bargeld“ im Vergleich zu den unbaren Anbietern eine vergleichsweise geringe mediale Präsenz haben, können durch diesen Trend gerechtere und annähernd vergleichbare mediale Reichweiten erzielt werden. Zur Wahrheit gehört auch, dass Cash Stuffing als Bargeldmethode, auch Nachteile, bspw. zeitlicher Art, aufweist. Gleichzeitig haben bspw. auch Kreditinstitute den „Cash Stuffing“-Trend erkannt und bieten App-basierte, digitale Haushaltsbücher an. Dort können Nutzende ihr Budget digital in Kategorien strukturieren. Vor dem Hintergrund des „Cash Stuffing“- Trends kann zusammenfassend festgehalten werden, dass die Diskussion über die Zukunft der Zahlungsmittel nicht schwarz-weiß, wie häufig praktiziert, mit „Ja zu digitalen Zahlungsmitteln“ und „Nein zu Bargeld“ geführt werden sollte. Vielmehr ist ein „Sowohl als auch“-Gedanke zu favorisieren. Und zu diesem Gedanken trägt das Cash Stuffing bei, da es, wenn vernünftig praktiziert, einen Beitrag zum sorgsamen und verantwortungsvollen Umgang mit Geld und damit auch den Zahlungssystemen sorgt. Und das allein sollte in unser aller Interesse sein. Denn kein Zahlungsmittel hat alle Vorzüge auf seiner Seite. Und deshalb brauchen wir alle auch Bargeld. Heute und auch in der Zukunft. Vorstandsmitglied der BDGW Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste und Geschäftsführer der BS Beck Sicherheitsdienst GmbH & Co. KG Dr. Markus Lehnert

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc4MQ==