DER SICHERHEITSDIENST

75 DSD 3 | 2023 WIRTSCHAFTSSCHUTZ zu messen und zusammen mit weiteren Analysen mittels KI auszuwerten. Bei Mitarbeitenden, deren Daten bereits hinterlegt waren, dauerte das 20 Sekunden, bei Erstbesuchern eine Minute. Die Screening-Plattform hatte sich in Industriebetrieben, Krankenhäusern, Altenheimen und bei Veranstaltungen/Meetings bewährt. Nicht zuletzt wegen der kurzen Reaktionszeiten. KI ist bereits heute integraler Bestandteil von Zutrittskontrollsystemen, die auf Fingerprints oder Personenerkennung basieren. Der bekannte Vorteil solcher Systeme: Fingerabdrücke und Gesichtszüge können weder verloren noch gefälscht werden. Auf diesem Gebiet kommt eine sich fortentwickelnde KI der wünschenswerten Perfektionierung eines Zutrittskontrollmanagements entgegen, das auf biometrischen Merkmalen basiert. Die immer mehr zur Digitalisierung neigende Gebäudesicherheit kann relativ leicht um Wachschutzkomponenten erweitert werden. Das sind KI-basierte Systeme, die beispielsweise abweichende Temperaturen in Räumlichkeiten detektieren können. Die Messgenauigkeit ist so hoch, dass bereits ein Mensch, der sich außerhalb der Arbeitszeit in einem Büro bewegt, aufgrund seiner Wärmeabstrahlung erkannt wird. Auch bei der Abwehr von IT-Bedrohungen kann KI überaus hilfreich sein. Konventionelle Virenscanner und Firewalls reagieren mehr oder minder zeitversetzt auf bereits aktive Schadprogramme. KI kann dagegen aufgrund bestimmter Muster, die den meisten Viren/Trojanern zu eigen sind, die Schädlinge identifizieren und abblocken. Diese vordergründig tolle Option hat jedoch einen gefährlichen Haken. KI kann auch, und vielleicht noch optimaler, für ITAngriffe genutzt werden. So können zum Beispiel automatisiert Schwachstellen erkannt werden. Solche Programme sind nach zuverlässigen Angaben in kriminellen Kreisen bereits im Einsatz. Geld spielt dabei keine Rolle. Wir alle wissen, die Finanzkraft von Cybercrime-Strukturen lässt sich durchaus mit der von Konzernen vergleichen. Auf dem Gebiet der IT-Sicherheit ist KI somit Segen und Fluch zugleich. Segen und Fluch – das zieht sich durch sämtliche denkbaren KI-Anwendungen im Sicherheitswesen. Ein Segen kann KI im Zeichen des Fachkräftemangels und der Personalnot sein. Ein Fluch ist sie dort, wo sie dazu dient, Menschen „wegzurationalisieren“, respektive allzu viele Fragen offenlässt oder nicht nur der Sicherheit dient, weil sie auch Angreifern Mittel an die Hand gibt. KI muss wohldosiert ein- und umgesetzt werden. Die Verlockungen der Technik hin und her. Der Mensch muss das Maß aller Dinge bleiben. An ihm muss sich alles orientieren. Das ist eine unabdingbare Voraussetzung für eine allseits kompatible und akzeptierbare KI. Analysen und Hilfestellungen zum Wirtschaftsschutz Von Rechtsanwalt Dr. Berthold Stoppelkamp zuständiges Geschäftsführungsmitglied für den BDSW-Arbeitskreis Wirtschaftsschutz RA Dr. Berthold Stoppelkamp Verfassungsschutzbericht 2022 Im letzten Jahr gab es mehr politisch motivierte Straftaten. Die Anzahl linker Straftaten sank, rechts stieg sie an. Ebenso war ein Anstieg von Ermittlungsverfahren bei Spionagefällen zu verzeichnen. Diese richten sich gegen mutmaßliche Zuträger russischer, türkischer und marokkanischer Dienste. Die größte Bedrohung in Bezug auf Wirtschafts- und Wissenschaftsspionage bleibt aber China. www.verfassungsschutz.de eco-Umfrage zu fünf Jahren Datenschutz-Grundverordnung 78,4 Prozent der 2.500 Befragten nennen mindestens eine aktive Maßnahme zum Datenschutz. 49,7 Prozent schränken auf dem Smartphone die Berechtigungen von Apps ein. 40,2 Prozent konfigurieren ihren Internetbrowser, um ihre Daten zu schützen, und 35,2 Prozent nutzen soziale Medien bewusst mit Blick auf ihre persönlichen Daten. www.eco.de DsiN-Sicherheitsindex 2023 Der diesjährige DsiN-Sicherheitsindex zur Sicherheitslage von Verbrauchern im Netz fällt mit 57,2 Punkten auf den tiefsten Wert seit seiner ersten Erhebung vor zehn Jahren. Maßgeblich dafür ist der starke Anstieg von IT-Sicherheitsvorfällen um 11,2 Indexpunkte (+20 Prozent). Rund 56 Prozent der Menschen im Netz benötigen zusätzliche Hilfestellungen. www.sicher-im-netz.de TÜV Cybersecurity Studie 2023 Befragt wurden allein Verantwortliche für IT-Sicherheit bei 501 Unternehmen ab zehn Mitarbeitern in Deutschland. Elf Prozent der Unternehmen waren im vergangenen Jahr von einem IT- Sicherheitsvorfall betroffen. 57 Prozent fühlen sich von organisierten Hacker-Banden bedroht. Jeweils 27 Prozent sehen staatlich organisierte Wirtschaftsspionage oder politisch motivierte Akteure als große Gefahr. www.tuev-verband.de

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