DER SICHERHEITSDIENST

73 DSD 3 | 2023 WIRTSCHAFTSSCHUTZ Künstliche Intelligenz: keine Zukunftsmusik, sondern schon längst Teil unseres Alltags Von Klaus Henning Glitza Niemand muss Terminator oder„Aufstand der Maschinen“ gesehen haben, um Künstliche Intelligenz (KI) nicht zumindest ein bisschen unheimlich zu finden. Die Vorstellung, dass Maschinen intellektuelle Fähigkeiten des Menschen nachahmen oder gar übertreffen, ist vielen Zeitgenossen in nachvollziehbarer Weise ein Graus. Dabei ist KI keine Science-Fiction, sondern in bestimmten Varianten schon längst Teil unseres Alltags geworden. Auch im Wach- und Sicherheitsdienst haben KI-Anwendungen bereits ihren Platz gefunden. „Künstliche Intelligenz“ ist nach einer Definition des Europäischen Parlaments„die Fähigkeit einer Maschine, menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität zu imitieren“. Das ist von der klassischen Automation, bei der praktisch im Sinne einer Dressur alle Schritte vorprogrammiert und angelernt sein müssen, zu unterscheiden. Eine KI-Anwendung kann, so ist es das Ziel, ähnlich einem Menschen sehen, hören und „fühlen“, sprich: spüren und messen. Auf dieser Grundlage ist eine Maschine imstande, Muster und Schemata zu erkennen und zu verallgemeinern. Das befähigt sie, eine neue Situation einzuschätzen, aus Erfahrungen zu lernen und auf dieser Grundlage autonom zu entscheiden und zu handeln. Ohne dass sie dafür speziell programmiert werden muss. Entscheidend ist dafür Maschinelles Lernen (ML). Dabei werden laut SAP „Algorithmen darauf trainiert, Muster und Korrelationen in großen Datensätzen zu finden und auf Basis dieser Analyse die besten Entscheidungen und Vorhersagen zu treffen“. Kurzum: Die lernende Maschine entwickelt sich selbstständig weiter. Dank neuronaler Netze, die dem menschlichen Gehirn nachempfunden sind. Das ist zumindest die noch ferne Vision von Forschenden, die aber nach Eigenaussagen diesem Endziel jeden Tag ein Stückchen näherkommen. Wir merken: KI ist aber nicht unbedingt KI. Wir haben es heute weitestgehend mit einer teilautonomen Künstlichen Intelligenz zu tun. In dieser hat der Mensch seinen festen Platz. Die etwas irritierende Bezeichnung dafür ist „schwache KI“. Damit werden Anwendungen bezeichnet, die den Menschen in Einzelbereichen unterstützen, ihm praktisch dienen. Menschen werden dadurch genau so wenig überflüssig wie Mathematiker, nur weil es Rechenmaschinen und Supercomputer gibt. „Starke KI“ steht für Systeme, die selbstständig auch komplexe Aufgaben meistern können, ohne dass zwingend ein Mensch dabei sein muss. Sie sind somit in der Lage, den Menschen zu ersetzen und/oder die Manpower insgesamt erheblich, bis in die Nähe der Nulllinie, zu reduzieren. Eine nicht zu verkennende Problematik liegt darin, dass eine KI-Anwendung zwar ähnlich wie ein Mensch nach den Gesetzen der Logik handelt, aber dies quasi auf mathematischen Wegen. Das Ehemaliger Redakteur der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, Träger des Deutschen Förderpreises Kriminalprävention (Stiftung Kriminalprävention, Münster) und seit 2003 als Fachjournalist für Sicherheitsfragen tätig Klaus Henning Glitza Ein müder Roboter? Das gibt es in der Hightech-Welt nicht. Es sei denn, der Akku ist leer. Bild: Dieter Schütz / pixelio.de

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