DER SICHERHEITSDIENST

DSD 3 | 2023 104 DAS LETZTE Auszubildende im Sicherheitsgewerbe Von Rechtsanwältin Cornelia Okpara Kürzlich wurde mir ein Leitartikel aus WELT Online zum Thema „Deutschland in der Azubi-Krise“ weitergeleitet. Hieraus geht hervor, dass jede vierte Ausbildungsstelle vorzeitig vertraglich gelöst wird. Die Daten basieren auf dem, in der Regel im August eines Jahres erscheinenden, Datenreports des Bildungsinstitutes für Berufsbildung (BiBB). Im Jahr 2021, aktueller Erhebungsstand, lag die durchschnittliche sogenannte Vertragslösungsquote bei 26,7 Prozent, bezogen auf alle Ausbildungsberufe. Im Sicherheitsgewerbe lag sie mit 47,5 Prozent deutlich darüber. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren war diese Quote schon niedriger, bewegte sich aber immer auf vergleichsweise hohem Niveau. Es stellt sich die Frage, warum die Vertragsauflösungsquote in unserer Branche so hoch ist und ob und wie man diese Situation verbessern kann. Die deutsche Sicherheitswirtschaft bietet seit 20 Jahren die Möglichkeit, die Tätigkeit von Grund auf im Rahmen eines dualen Ausbildungsberufs zu erlernen. Seit 2002 bilden die Unternehmen Fachkräfte für die Branche aus und konnten so bereits rund 14.285 Beschäftigten einen qualifizierten Einstieg in die vielseitigen Tätigkeiten der deutschen Sicherheitswirtschaft ermöglichen. Mittlerweile bietet die Branche zwei duale Ausbildungsberufe – die dreijährige Ausbildung zur Fachkraft und die zweijährige zur Servicekraft für Schutz und Sicherheit. Besonders in Zeiten von Fachkräfte- und Personalmangel wird die Qualifikation der Beschäftigten immer wichtiger. Denn die Zukunft der Dienstleistung wird in erheblichem Maße aus integralen Lösungen von Sicherheitsdiensten und -technik bestehen und dazu bedarf es ausgebildeter und qualifizierter Mitarbeiter. Ich sehe in der Unterstützung der beiden zwei- und dreijährigen Berufsausbildungen in der Sicherheitswirtschaft eine große Chance, der Arbeitskräfteknappheit der Branche entgegenzuwirken. Junge Fachkräfte sind die Zukunft der Branche, deshalb verleiht der BDSW auch bereits seit 13 Jahren den Ausbildungspreis an Ausbildungsbetriebe, die sich in besonderer Weise im Bereich Ausbildung engagieren. Mit dem Ausbildungspreis möchten wir noch stärker dazu beitragen, dass der hohe Stellenwert qualifizierter Berufsausbildungen für die Sicherheitswirtschaft deutlich wird. Der Preis wird im Rahmen der Ausbildungstagung verliehen, die zum sechsten Mal gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) stattfindet und bereits 2010 ins Leben gerufen wurde, damals noch ohne Beteiligung der BDA. Hier besteht die Möglichkeit zu einem fachlichen Austausch über wichtige Aspekte und Herausforderungen rund um das Thema Ausbildung. Eine bundesweit einmalige Initiative startete mit dem Ausbildungsjahr 2018/2019 in Hamburg – die sognannte Exzellenzinitiative des BDSW. Die Initiative soll den Auszubildenden dabei helfen, einen Ausbildungsplatz in einem qualifizierten und leistungsfähigen Sicherheitsunternehmen zu finden. Der BDSW hat sich deshalb mit der ASW Norddeutschland, der Gewerkschaft ver.di, der Handelskammer Hamburg und der Berufsschule 27 auf diese Initiative verständigt. Ein wichtiges Element der Initiative ist die Bestellung einer Ombudsperson. Diese Person ist in Problemfällen das unabhängige Bindeglied zwischen den Auszubildenden und den Berufsschulen, den Ausbildungsbetrieben sowie der Kammer. Gerade die Abbrecherquote in Hamburg ist seitdem deutlich zurückgegangen, aber auch die Zufriedenheit der Auszubildenden hat sich verbessert. Dieses Beispiel zeigt, dass es Wege gibt, die Ausbildungssituation in unserer Branche zu verbessern. Dieses Ziel sollten wir alle verfolgen. kommissarische Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW) RAin Cornelia Okpara Bild: # 1573249868 / istockphoto.com

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